WDR ZeitZeichen 28.08.430: Der Todestag von Augustinus von Hippo

Stell dir vor, du bist ein alter Römer – und Rom geht unter. Da hilft nur eins: Gottvertrauen. Das hatte Augustinus von Hippo. Im Angesicht des Vandalensturms wünschte er sich, dass Gott tun möge, was Gott für richtig hielte – also entweder die Vandalen stoppen oder ihn, Augustinus, gnädiglich dahinraffen. Das nenne ich Zen.

Redaktion: Ronald Feisel

Die Theologie von Augustinus, die dahintersteckt, ist gar nicht so einfach zu kapieren und hat beispielsweise die theologisch durchaus vorgebildete Hörfunktechnikerin, die das Zeitzeichen gebaut hat, zum spontanten Ausruf „Aber das ist doch Quatsch!“ verleitet.

So kann man das aus heutiger Sicht durchaus sehen, denn Augustinus hatte die Vorstellung, dass man die Gnade Gottes nicht als Belohnung für gute Taten erhält, sondern dass Gott sie willkürlich ausschüttet. Gott hat sich vor Beginn der Zeiten überlegt, wer von uns mal in den Himmel kommt und wer nicht. Unser jenseitiges Schicksal ist demnach vorherbestimmt. Wir können im Grunde nichts daran ändern. Diese Vorstellung geht einem schon etwas gegen den Strich. Wir sind es gewöhnt zu denken, dass unsere guten Taten sich irgendwann auszahlen werden mit ewiger Seeligkeit. Nun sollen wir uns einfach so gut benehmen – ohne dass etwas dabei rausspringt?

Herzlichen Dank an Christof Müller vom Zentrum für Augustinus-Forschung und Volker Drecoll von der Universität Tübingen – beide haben alles Menschenmögliche getan, meine theologisch naiven Fragen so ernsthaft wie möglich zu beantworten. Was dazu geführt hat, dass ich immerhin glaube, das Augustinische Gedankengut in etwa zu verstehen. Jedenfalls teilweise. Ungefähr. Auf jeden Fall habe ich jetzt mehr Sympathie für die Augustinischen Ideen. Ist ja auch nicht so falsch.